Befinde mich derzeit in Bouaflé, einer kleinen Stadt im sogenannten „Kakao-Gürtel“ der Elfenbeinküste. Im Schuljahr 1976/77, mit 24, arbeitete ich als Deutschlehrer im hiesigen „Lycée moderne“, miserabel bezahlt zwar, aber total begeistert von meinem ersten Abtauchen in die afrikanischen Tropen. Jetzt will ich versuchen, einige meiner damaligen Schüler wiederzufinden. Was ist aus ihnen geworden in den vergangenen 38 Jahren? Leicht kann es für sie nicht gewesen sein. Die Côte d’Ivoire ist von einem Bürgerkrieg zerrissen worden, von 2002 bis 2012 war der Busch des Kakao-Gürtels Schauplatz von Gefechten, Gemetzeln und Plünderungen. Aber ich glaube, dass die meisten meiner Schüler auch dieses Problem zu meistern verstanden haben. Damals bewunderte ich ihre große Entschlossenheit, sich mit bescheidenen Mitteln den Zugang zu einer akzeptablen Zukunft zu erzwingen. Viele stammten aus Dörfern in der Umgebung von Bouaflé; in der Stadt wohnten sie in den komfortlosen Baracken des Schulinternats und in Behelfsquartieren ohne Strom. Nachts sah ich sie unter Straßenlaternen, wie sie ihre Hausaufgaben machten und sich auf Klassenarbeiten vorbereiteten: stehend zwischen den Pfützen der Regenzeit, in den Händen ein aufgeschlagenes Buch, bei dem es sich manchmal um „Yao lernt Deutsch“ handelte. Weiteres zu diesem Thema auf diesem Blog und irgendwann in GEO.