
Gerade fertig geworden ist dieses mit meiner redaktionellen Hilfe entstandene Buch der Familie Lorenz. Es schildert die Odyssee des deutschstämmigen Ehepaares Jakob und Maria Lorenz, das sich 1984 mit seinen zwei kleinen Kindern Slawa und Tatjana auf einen weiten Weg macht. Dieser führt von Pokornoje, ihrem „Heimatdorf“ in der kasachischen Steppe, nach … ja, wohin eigentlich? Geografisch formuliert, klingt die Antwort einfach: Familie Lorenz zieht zunächst von Kasachstan nach Lettland, damals also von einer sozialistischen Sowjetrepublik in die andere. Und sieben Jahre später, beim Zerfall der UdSSR, in die ihnen fremde „alte Heimat“ Deutschland, verloren in einem Strom von Hunderttausenden weiteren Russlanddeutschen.
Tatsächlich ist dieser Weg viel weiter, als es sich durch Kilometer oder in Zugstunden ausdrücken lässt. Auch der Hinweis, er müsse zwei gegensätzliche Systeme – Kommunismus und Kapitalismus – sowie zwei grundverschiedene Kulturen und Sprachen – die russische und die deutsche – überbrücken, reicht nicht aus, um die Tiefe der Kluft zu beschreiben. Im Prinzip, meint Jakob Lorenz, sei es ja nur eine typische Immigranten-Geschichte, vergleichbar mit jenen von Afrikanern, Afghanen, Syrern. Das Ziel sei stets, von den „Einheimischen“ akzeptiert zu werden, um sich bei ihnen „integrieren“ zu können. Beides ist Jakob, Maria, Slawa und Tatjana Lorenz vorbildlich gelungen. Dass es jedoch alles andere als einfach gewesen ist, das beweist dieses spannende Zeugnis von vier Anpassungskünstlern, die ihren jeweiligen Nachbarn stets beweisen mussten, dass sie weder „zu deutsch“ noch „zu russisch“ waren. Ein kompliziertes Thema, das hier mit humorvoller Leichtigkeit und ohne Ressentiments behandelt wird.
Was das making-of betrifft, so trägt dieses Buch eindeutig das Siegel der Corona-Krise. Die Idee dazu stammte von meiner langjährigen GEO-Kollegin und besten Freundin Tatjana Lorenz, mit der ich schon mehrere Bücher gemeinsam zustande gebracht habe. Die übrigen Mitglieder des familiären Autoren-Kollektivs jedoch habe ich wegen der Pandemie bis heute nicht zu Gesicht bekommen. Unsere Kontakte beschränkten sich auf stundenlange Telefon-Gespräche, die von Maria und Slawa Lorenz mitgeschnitten und mir dann per Link zugeschickt wurden. Geplant ist nun, dass wir alle uns im Juli zum ersten Mal bei Heidi Litschauer in Österreich treffen werden. Darauf freue ich mich riesig!!!









