Diese Nachricht stimmt mich sentimental: Die ELN, Lateinamerikas letzte aktive Guerillagruppe, hat die Aufnahme von Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Regierung angekündigt. Die Entscheidung kommt in einem Augenblick, in dem die seit drei Jahren laufenden Verhandlungen zwischen Bogota und der FARC-Guerilla kurz vor ihrem erfolgreichen Abschluss zu stehen scheinen. Es ist das Ende einer Epoche.
Passend zu dieser News habe ich alte Dias wiedergefunden. Sie entstanden in den Jahren 1987 bis 1991, als ich drei längere Aufenthalte bei der ELN hatte. Damals war die Rebellentruppe gerade erst wieder an die Öffentlichkeit getreten – mit der Entführung eines Mannesmann-Ingenieurs nämlich! – nachdem sie, zerrissen von internen Flügelkämpfen, 20 Jahre lang im Dschungel verschwunden geblieben war. Wiedervereint wurde die ELN durch einen neuen Comandante: Manuel Pérez, ein ehemaliger spanischer Priester. Gemeinsam mit meinem besten Freund, dem französischen Journalisten Eric Venturini, waren wir die ersten Reporter, die von Pérez im Dschungel empfangen wurden. Als Dank für unseren Besuch gab der Rebellenführer ein Geheimnis preis: die Höhe des von Mannesmann gezahlten Lösegeldes. Die Information reichte für einen Scoop in Die Zeit.
Außerdem besitzen für mich die damaligen Guerilla-Reportagen einen historischen Wert: Weil solche Unternehmungen in der Gegenwart nicht mehr denkbar wären. Es sei denn, man wollte wochenlang IS-Kämpfer in Syrien begleiten, und wer möchte sich so etwas schon antun? Die Geschichte meiner abenteuerlichen Reise zu Manuel Pérez habe ich in dem Buch Das Dorf in Deinem Kopf aufgezeichnet, in Form eines Briefes an meine älteste Tochter Liora.