Im österreichischen Verlag Bibliothek der Provinzerscheint gerade mein Buch mit dem bislang längsten Titel. Entlang ausgiebiger Reportagen, erschienen bei GEO und Terra Mater über einen Zeitraum von 30 Jahren, beschreibt und erklärt es, wie eine der friedlichsten Regionen Afrikas zum Aufmarschgebiet jihadistischer Terrorgruppen verkommen konnte. Oder ist es beim genauen Hinsehen doch etwas komplizierter? Illustriert wird diese journalistisch-literarische Erzählung durch Aufnahmen großartiger Fotoreporter wie Pascal Maitre, Christopher Pillitz und Gaël Turine sowie textbegleitend durch Illustrationen der Salzburger Cellistin Heidi Litschauer, deren fantastische Karriere und Leben wir gemeinsam in dem 2019 erschienenen Buch Das Cello und ichbeschrieben haben.
Unser im vergangenen Jahr unter dem Titel Wie kommen wir denn hier rein, bitte schön? erschienenes Buch der Lorenz-Familie hat eine schöne Resonanz in GEO Wissen gefunden. Von Tatjana Lorenz illustriert und mit Auszügen meines Buch-Textes gefüllt, bietet der Artikel weniger ein Resümee des Gesamtbuches als vielmehr eine Auswahl impressionistischer Kurzeinblicke in verschiedene Etappen dieser in einem kasachischen Dorf begonnenen Odyssee. Meine aufrichtige Bewunderung für Jakob, Maria, Slawa und Tanja – die Fabulous Four aus Pokornoje!
Gerade fertig geworden ist dieses mit meiner redaktionellen Hilfe entstandene Buch der Familie Lorenz. Es schildert die Odyssee des deutschstämmigen Ehepaares Jakob und Maria Lorenz, das sich 1984 mit seinen zwei kleinen Kindern Slawa und Tatjana auf einen weiten Weg macht. Dieser führt von Pokornoje, ihrem „Heimatdorf“ in der kasachischen Steppe, nach … ja, wohin eigentlich? Geografisch formuliert, klingt die Antwort einfach: Familie Lorenz zieht zunächst von Kasachstan nach Lettland, damals also von einer sozialistischen Sowjetrepublik in die andere. Und sieben Jahre später, beim Zerfall der UdSSR, in die ihnen fremde „alte Heimat“ Deutschland, verloren in einem Strom von Hunderttausenden weiteren Russlanddeutschen.
Tatsächlich ist dieser Weg viel weiter, als es sich durch Kilometer oder in Zugstunden ausdrücken lässt. Auch der Hinweis, er müsse zwei gegensätzliche Systeme – Kommunismus und Kapitalismus – sowie zwei grundverschiedene Kulturen und Sprachen – die russische und die deutsche – überbrücken, reicht nicht aus, um die Tiefe der Kluft zu beschreiben. Im Prinzip, meint Jakob Lorenz, sei es ja nur eine typische Immigranten-Geschichte, vergleichbar mit jenen von Afrikanern, Afghanen, Syrern. Das Ziel sei stets, von den „Einheimischen“ akzeptiert zu werden, um sich bei ihnen „integrieren“ zu können. Beides ist Jakob, Maria, Slawa und Tatjana Lorenz vorbildlich gelungen. Dass es jedoch alles andere als einfach gewesen ist, das beweist dieses spannende Zeugnis von vier Anpassungskünstlern, die ihren jeweiligen Nachbarn stets beweisen mussten, dass sie weder „zu deutsch“ noch „zu russisch“ waren. Ein kompliziertes Thema, das hier mit humorvoller Leichtigkeit und ohne Ressentiments behandelt wird.
Was das making-of betrifft, so trägt dieses Buch eindeutig das Siegel der Corona-Krise. Die Idee dazu stammte von meiner langjährigen GEO-Kollegin und besten Freundin Tatjana Lorenz, mit der ich schon mehrere Bücher gemeinsam zustande gebracht habe. Die übrigen Mitglieder des familiären Autoren-Kollektivs jedoch habe ich wegen der Pandemie bis heute nicht zu Gesicht bekommen. Unsere Kontakte beschränkten sich auf stundenlange Telefon-Gespräche, die von Maria und Slawa Lorenz mitgeschnitten und mir dann per Link zugeschickt wurden. Geplant ist nun, dass wir alle uns im Juli zum ersten Mal bei Heidi Litschauer in Österreich treffen werden. Darauf freue ich mich riesig!!!
Erschienen in der jüngsten Ausgabe von Terra Mater ist mein Gespräch mit dem franko-kolumbianischen Städteplaner Carlos Moreno. Der Sorbonne-Professor gilt als einer der engsten Vertrauten der Pariser Oberbürgermeisterin Anne Hidalgo und vertritt das Konzept der Ville-du-quart d’heure, wörtlich übersetzt: Viertelstunde-Stadt. Es bedeutet, dass alles, was wir modernen Städter im Alltag benötigen, nicht weiter als 15 Minuten zu Fuß, sprich 5 Minuten mit dem Fahrrad, von unserer Wohnung entfernt sein darf: der Arbeitsplatz, die Schulen und Kitas unserer Kinder, Ärzte, Apotheken und Krankenhaus, Lebensmittelgeschäfte und Frischmärkte, Kulturstätten, Sportanlagen … In Paris führt die Realisierung dieses Konzeptes zur gezielten „Vertreibung“ der Autofahrer. Gewünscht wird nun das Dorf im Herzen der Stadt.
In Terra Mater erscheint an diesem Wochenende ‘Von Makis und Menschen’ – eine Reportage, die ich gemeinsam mit dem französischen Fotografen Cyril Ruoso im Südosten von Madagaskar realisieren durfte. Die Rieseninsel im Indischen Ozean spielt in meinem beruflichen Leben eine besondere Rolle. Keine Weltgegend habe ich in den vergangenen drei Jahrzehnten beharrlicher bereist als diese hier. Wahrscheinlich, weil ich Madagaskar nie mit dem Gefühl verlassen kann, es endlich zu « kennen » geschweige denn zu « begreifen ». Kein anderes Land erscheint mir so anders – eine bessere Umschreibung für Faszination fällt mir nicht ein.
Unsere Geschichte über die « Transhumanz » der andalusischen Schäferfamilie Alarcón erscheint nun auch als Buch – versehen mit einem ähnlichen Text, doch enorm bereichert durch eine weit größere Anzahl und Vielfalt von Bildern. Eine ausgezeichnete Idee! Denn für die spanische Fotografin Susana Girón war unsere gemeinsame Reportage schon die fünfte Wanderschaft mit den Alarcóns und ihrer Herde. Das heißt, Susana war nicht – wie ich – nur im späten Frühjahr mit dabei, sondern auch im November, wenn die Nächte in Südspaniens Bergen empfindlich kalt werden und die Caminos reales hoffnungslos verschlammen. Ein solches Durchhaltevermögen, gepaart mit beruflicher Exzellenz, führt hier zu einem wahrhaft spektakulären Ergebnis: ein Buch von außergewöhnlicher Tiefe und Schönheit! Zug der Schafeerscheint am 21.03.2019
Reportagen über Flussreisen zählen zu den GEO-Klassikern. Nicht überraschend also, dass jetzt endlich auch einmal der Sambesi, Afrikas viertlängster Strom nach Nil, Kongo und Niger, an die Reihe kommt. Allerdings ist der Sambesi nicht schiffbar, schon allein wegen der fantastischen Viktoria-Fälle nicht. Also konnten wir nicht auf ihm reisen, sondern ihm nur auf dem Landweg folgen. Und auch dies hat sich streckenweise als schwierig erwiesen. In der Regenzeit tritt der Sambesi vielerorts über seine Ufer – im Barotseland erreicht er dann sogar eine Breite von über 60 Kilometern. Hier also der erste Teil eines Porträts über einen eher untypischen Fluss.
Diese Reportage, die nicht wirklich in meinem üblichen Themenkreis angesiedelt ist, hat großen Spaß gemacht und nachhaltig Freude bereitet. Die weite Wanderung mit der andalusischen Schäferfamilien Alarcón war ein ‚Fest fürs Leben’, wie Hemingway sagen würde. Sie bewies mir aufs Neue: Wirklich zufrieden kann man sich nur im Verbund mit anderen fühlen. Teilen ist toll! Merci beaucoup, Terra Mater.
Gerade erschienen in der ersten Ausgabe von « GEO Perspektive »: eine Porträt-Reportage über Ex-Opernsänger Christian Boesch, der es einst in der Rolle des Papageno in Mozarts Zauberflöte zu Weltruhm gebracht hatte. Und der dann, vor über zwei Jahrzehnten, ein zweites Leben als Landwirt im Süden Chiles begann. Aber so leicht lässt Papageno sich nicht abschütteln. Seit 2005 unterhält Boesch eine mobile Musikschule, in denen er überwiegend Kindern des indigenen Mapuche-Volkes über den Umgang mit Musik die Integration in die chilenische Gesellschaft erleichtern will. Ein atemberaubendes Projekt!
In Paris ist es nicht immer kultiviert zugegangen. Stellvertretend für sämtliche Gräuel französischer Historie vom Mittelalter bis zur Großen Revolution ist der Rathausplatz im Zentrum des heutigen Shopping- und Touristen-Viertels zwischen Centre Pompidou, Louvre, Quartier Latin und Notre Dame. Jahrhundertelang wurde hier gehenkt, geköpft, gevierteilt und verbrannt – zum Ergötzen des Pariser Volkes. Details darüber in der September-Ausgabe von P.M. History.
Die Geschichte über den französischen „König von Araukanien und Patagonien“, Antoine de Tounens, und seinen siebten Nachfolger, Frédéric Luz, alias Frédéric Ier, ist jetzt auch in PROFIL erschienen. Das Wiener News Magazin hat die Story in der Rubrik « Ausland » untergebracht und ihre Relevanz im Rahmen der gegenwärtigen politischen Lage in Chile hervorgehoben. Gute Idee!
In der NZZ am Sonntag erschienen: ein Porträt des Franzosen Frédéric Luz, alias Sa Majesté Frédéric 1er, Roi d’Araucanie et de Patagonie. Dieser König « herrscht » über das indigene Volk der Mapuche im Süden von Chile und Argentinien. Er ist der siebte Nachfolger von Orélie-Antoine 1er, der anno 1860 diesen virtuellen Thron am anderen Ende der Welt bestieg. Was auf den ersten Eindruck wie ein derber Witz anmuten mag, ist in Wahrheit eine berührende Geschichte mit hochaktuellem Bezug.
Im Mai-Heht von P.M. History erscheint meine Geschichte über die « sagenhafte Stadt » am südlichen Sahara-Rand.Dabei hat auch sie ja letztendlich nur die Erkenntnis bestätigt, es sei nicht alles Gold, was glänzt. Aber irgendwie muss man Timbuktu wohl mögen. Menschen, die in bröckelnden Banco-Hütten zwischen offenen Müllhalden leben, verdauen schließlich alles, inklusive eine neunmonatige « Stadtverwaltung“ durch Dschihadisten im Jahr 2012.